Amerikanisches Mehl und deutsches Mehl im Vergleich

Warum vergleiche ich amerikanisches Mehl und deutsches Mehl? Als Kanadierin war ich über viele Jahre verwirrt darüber, dass es bei den Angaben für Mehlsorten für ein und dasselbe Mehl Unterschiede zwischen Nordamerika und Deutschland gibt. Was ist zum Beispiel der Unterschied zwischen einem Mehl Type 505 und Type 1050? Und dazwischen gibt es noch mehr Typen.

Manche Mehlsorten (wie zum Beispiel Weizenmehl und Dinkelmehl) enthalten Gluten. Das ist ein Protein, das sich verbindet, wenn Weizenmehl und Wasser vermischt werden. So entsteht eine klebrige Masse, die es braucht, um einem Teig eine Struktur zu geben. Und auch ein Hefeteig (zum Beispiel für Pizza) braucht Gluten, um eine bearbeitbare Struktur zu bekommen. Aber warum gibt es die Type-Angabe bei Mehl und welche Type ist ein Allzweck-Mehl? Ich habe also angefangen zu recherchieren.

Bezeichnungen für amerikanisches und deutsches Mehl im Vergleich

In Nordamerika richtet sich die Bezeichnung des Mehls nach der Menge an enthaltenem Gluten. In Deutschland dagegen werden die Mehlsorten (Type) numerisch bezeichnet, wobei die Zahl die Menge an Asche in Milligramm angibt, die in 100 Gramm Mehl enthalten ist. Und es gilt, je kleiner die Typennummer, desto niedriger ist der Mineralstoffgehalt des Mehls.

Welche Mehlsorten (Mehltypen) gibt es?

Um etwas mehr Überblick zu bekommen habe ich eine Liste erstellt, die die am häufigsten verwendeten Mehlsorten aus den beiden Ländern direkt im Vergleich betrachtet. Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass die Sorten nicht zu 100% vergleichbar sind. Das liegt schon mal daran, dass unterschiedliche Weizensorten verarbeitet werden. Doch Ihr bekommt damit eine ungefähre Richtung.

Mehltype US/Kanada Aschegehalt Protein- (Gluten-) gehalt

405 Teig-Mehl ~ 0.4% 8-10%
550 Allzweckmehl ~ 0.55% 9-11%
812 Brot-Mehl ~ 0.8% 11-14%
1050 Mehl mit viel Gluten ~ 1% 13-15%
1600 Vollkornweizenmehl 1.6% ~ 13%
1700 Vollkornmehl 1.7% ~ 14%

Warum gibt es unterschiedliche Mehltypen oder wofür sind Mehltypen zu verwenden?

Type 405 – Teig-Mehl (Pastry Flour)

Aufgrund des niedrigen Gluten-Gehaltes könnt Ihr dieses Mehl gut zum Backen verwenden, wenn das Gebäck eine weiche und zarte Konsistenz haben soll. Das gilt zum Beispiel für Muffins, Kekse, Cookies, Biskuits und eine Pie-Kruste.

Type 550 – Allzweckmehl (All-Purpose Flour)

Wie der Name schon sagt, lässt sich dieses Mehl für alles Mögliche verwenden. Also auch zum Backen, denn dieses Mehl ist wirklich sehr vielseitig.

Type 812 – Brot-Mehl (Bread Flour)

Wenn Ihr Brot backen wollt, dann solltet Ihr auf Type 812 zurückgreifen. Der hohe Gluten-Gehalt gibt dem Brot eine feste Struktur, die es auch braucht, um aufzugehen und trotzdem in Form zu bleiben. Und das Gluten sorgt auch dafür, dass das Brot nicht zu krümelig wird.

Type 1050 – Mehl mit viel Gluten (High Gluten Flour)

Dieses Mehl empfehle ich, wenn noch andere Getreidesorten verwendet werden. Es eignet sich auch für Gebäck, das mehr Elastizität braucht wie zum Beispiel Bagels oder eine Pizzakruste.

Type 1600 – Vollkornweizenmehl (White Whole Wheat)

Dieses Mehl enthält Weizenkerne inklusive der Kleie. Deswegen enthält es auch mehr Nährstoffe, Ballaststoffe und Fett als weißes Mehl.

Type 1700 – Vollkornmehl (Whole Wheat)

Mit diesem Mehl bekommt Ihr ein festes Vollkornbrot mit einem leichten Geschmack nach Nuss.

Type 00 – Italienisches Weizenmehl (Italian „00“ Flour)

Spezialmehl für Pizza. Italienisches Mehl „Tipo 00“ ist eine empfohlene Mehlsorte zum Pizza Backen.

Amerikanisches Mehl und deutsches Mehl im Vergleich

Und was ist mit Roggen- und Dinkelmehl?

Wenn Ihr unter Allergien, Verdauungsstörungen oder einer Weizenunverträglichkeit leidet, solltet Ihr auf Roggen- und Dinkelmehl zurückgreifen. Diese Mehlsorten sind auch gut bei einer Glutenunverträglichkeit. Aber Achtung: Dinkel enthält zwar Gluten, allerdings sind die Eiweißketten nicht so stark wie bei Weizen. Je nachdem, wie stark Eure Unverträglichkeit ist, solltet Ihr auch Dinkel-Mehl meiden. Doch manche Menschen (so wie ich) vertragen Gluten in kleinen Mengen und dann ist Dinkel-Mehl immer noch besser als normales Weizenmehl. Beim Kneten von Dinkelmehl dürft Ihr es nicht übertreiben, da es leicht zerfällt.

Roggenmehl enthält auch etwas Gluten. Deswegen gibt es das Mehl in verschiedenen Stärken von leicht, mittel bis stark. Diese Mehlsorten unterscheiden sich auch in der Farbe je nachdem wie viel Kleie dem Mehl beim Mahlen entzogen wurde. Es gilt die grobe Daumenregel, dass 1/3 des Roggen-Mehls mit Weizenmehl ersetzt werden soll, damit ein Brot gut aufgeht. Wenn Ihr ein wirklich festes Brot haben wollt, dann müsst Ihr nichts ersetzen.

Roggenmehl und Dinkelmehl in USA und in Deutschland im Vergleich

Auch für diese beiden Mehlsorten habe ich eine Übersicht angelegt.

Mehltype USA/Kanada Aschegehalt Protein- (Gluten-) gehalt

  • Roggenmehl 1150 / Rye Flour unterschiedlich wenig Gluten
  • Roggen-Vollkornmehl / Pumpernickel Flour
    bzw. Whole Rye Meal unterschiedlich wenig Gluten
  • Dinkelmehl 630 / White Spelt Flour 0.9 to 1.1% 6-11%
  • Dinkel-Vollkornmehl / Whole Spelt Flour 0.55 6-9%

Und auch hier die Frage: wofür wird Roggenmehl und wofür Dinkelmehl verwendet?

Roggenmehl 1150 / Rye Flour

Roggenmehl erkennt Ihr an der dunklen Farbe. Es enthält deutlich mehr Vitamin B und E als andere Mehltypen. Es gibt auch noch dunklere Sorten wie Type 1800.

Roggen-Vollkornmehl / Pumpernickel

Dies ist ein grob gemahlenes Mehl, dass aus ganzen Roggenkörnern (inklusive Kleie) gemacht wird. Ihr kennt Pumpernickel auch als Brotsorte. Und die ist mit diesem Mehl gebacken. Lustigerweise haben die Amerikaner die Bezeichnung gleich für die Mehlsorte übernommen.

Dinkelmehl 630 / White Spelt Flour

In Deutschland wird dieses Mehl häufig anstelle von Type 405 verwendet. Es eignet sich sehr gut zum Backen und lässt sich gut mit anderen Mehlsorten vermischen. Das macht man auch weil es einen hohen Gluten-Gehalt hat.

Dinkel-Vollkornmehl / Whole Spelt Flour

Unter den Vollkorn-Mehlsorten ist Dinkel-Vollkornmehl am beliebtesten. Es wird auch dem ganzen Dinkelkorn gemahlen und ist gut für Kuchen oder Brote geeignet.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig Licht ins Dunkel bei den Mehltypen bringen. Ich freue mich immer über Fragen, Kommentare oder Anregungen.

Lust auf neue Backrezepte?

Schau mal hier: Brote und Gebäck Rezepte.

17 Kommentare

  1. Liebe Elle,
    Ich bin ein großer Fan deines Blogs und habe schon viele Rezepte ausprobiert und mache davon etliche regelmäßig. Also 👍 für deinen Blog.

    Allerdings ist die Info hier zumindest was das deutsche Mehl anbelangt sehr irreführend und einiges ist leider falsch.
    – Die Typen- bzw Zahlenangabe bei deutschen Mehlen hat erstmal gar nichts mit dem Glutengehalt zu tun. Sondern: Diese Zahl gibt an, wie stark das Mehl gemahlen wurde beziehungsweise wie viel Asche pro 100 Gramm Mehl übrig bleibt, wenn es bei 900 Grad Celsius verbrannt wird. D.h. Je höher die Zahl desto vollwertiger und gesünder das Mehl.
    – Gluten ist ein Eiweiss und im Getreide enthalten und bildet sich nicht erst mit Wasserzugabe. Wasserzugabe führt dazu dass sich aus Gluten zusammen mit bestimmten Lipiden (=Fetten) und Kohlenhydraten ein elastisches Teiggerüst bildet. Durch leichte Unterschiede in der Glutenzusammensetzung ist das Teiggerüst bei Weizen stabiler und bei Dinkel recht empfindlich, weswegen man Weizen gut kneten muss für ein gutes Brot/Gebäck und Dinkel nicht stark kneten darf. Das hat aber gar nichts mit der Verdaulichkeit des Gebäckes zu tun. Die sind erstmal unabhängig vom Getreide, hängen v.a. von der Herstellung des Gebäcks ab. Generell sind Sauerteigprodukte mit langen Gehzeiten am besten verdaulich (Literatur hierzu:
    https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0023643807002721). Auch bei Vollkornbroten ist Sauerteig wichtig für eine bessere Verträglichkeit (unabh. vom Getreide).
    – Die Glutengehalte zwischen Weizen und Dinkel sind vergleichbar, Dinkel hat tendenziell sogar eher mehr Gluten. Dies erklärt erstmal keinen Verträglichkeitsunterschied.
    Es gibt verschiedene Hypothesen für potenzielle Verträglichkeitsunterschiede, zB durch den Gehalt an ATI (α-Amylase-Trypsin-Inhibitoren), etc., bisher ist aber nichts klar geklärt.
    In meinen Augen gibt es keine Studien zur Verträglichkeit von ähnlich hergestelltem zB Weizen- mit Dinkelbrot: Vergleich kurzer Gehzeit (max 1Std, idR was man beim Standardbäcker heute kauft) mit langer Gehzeit (über etliche Stunden) und mit Sauerteig. Ich persönlich habe Zweifel, ob hier große Unterschiede zwischen Weizen und Dinkel herauskommen würden. Persönliche Erfahrungen zeigen bei mir in der Familie, dass Unverträglichkeit völlig verschwindet bei Umstellung auf selbstgebackenes Sauerteigbrot mit langen Gehzeiten, egal ob Vollkorn oder helles Mehl, egal ob Weizen, Dinkel, Roggen, Emmer oder Einkorn. Aber das sind eigene Erfahrungen und mögen bei anderen anders rauskommen.

    Entschuldige dass der Kommentar sehr lang wurde. Will nicht besserwisserisch rüberkommen, aber es steht im Internet leider sehr viel falsche Info. Ich bin nicht in diesem Bereich tätig, aber Naturwissenschaftlerin und schaue mir deshalb alles kritisch an. Hoffe das war hilreich.

    • Liebe Heike, danke Dir sehr für die Informationen. Das ist auf jeden Fall hilfreich. Man merkt, dass Du Naturwissenschafterlin bis :-). So tief bin ich nicht eingestiegen. Ich freu mich sehr, dass Dir der Blog so gut gefällt! Liebe Grüße Elle

      • 😊 ich gebe zu ich liebe Brotbacken…

        Kleine Ergänzung noch: Bei Roggenmehl 1150 steht, es gäbe das noch als 1800.
        Roggenmehl 1800 ist dasselbe wie Roggenvollkornmehl.

        In der deutschen Mehlnomenklatur ist je höher die Zahl desto dunkler das Mehl (durch Schalenanteile). Type 1800 ist quasi maximal, d.h das Getreide wurde gemahlen und alle Schalenanteile behalten. Gilt ungefähr gleich bei den anderen Getreiden.
        Bzgl der Frage was man für Brot und Brötchen nehmen soll: generell, je heller man das Gebäck möchte, desto kleiner die Zahl (in Deutschland). Solche Gebäcke werden auch idR grossvolumiger, aber trocknen schneller aus.
        Je vollkorniger (höhere Typenzahl) das Mehl, desto dichter die Brotkrume, aber umso mehr Wasser kann man in den Teig kneten und das Gebäck ist lange frisch und haltbar.
        Kompromisse zwischen beiden sind dann die Mehle wie Weizen- oder Dinkelmehl 1050 oder Roggenmehl 1150.

        Ich finde die deutsche Nomenklatur wesentlich logischer und klarer definiert als die blumigen amerikanischen Typen mit denen man gar nicht weiss was man hat. Aber ich bin auch damit aufgewachsen 😊.

      • Danke Dir sehr für die Tipps und Hinweise. Man merkt, dass Du Brotbacken liebst 😊. Liebe Grüße Elle

  2. Vielen Dank, ich hatte keine Ahnung warum das Deutsche Mehl Nummern hat. Ich weiß aber immer noch nicht woher ich nun das richtige Mehl bekomme um z.B. Brötchen oder Brot zu backen.

  3. Ich würde gern wissen, was das deutsche Äquivalent zum amerikanischen „cake flour“ ist. Die amerikanische Bloggerin, der ich folge, schreibt in mehreren Rezepten, dass „all-purpose-flour“ nicht funktionieren würde. Falls du es schon geschrieben hast und ich es übersehen habe, entschuldigung😅

    • Danke Dir für Deine Frage. Cake Flour kenne ich leider nicht. All-Purpose-Flour funktioniert bei mir, weil ich beim Backen gerne 1 EL des All-Purpose-Flour mit 1 EL Pfeilwurzelstärke ersetze, weil das den Teig luftiger macht. Liebe Grüße Elle

  4. Tausend Dank für diese Aufstellung. Sie ist super hilfreich, da ich ein amerikanisches Bagel-Rezept habe, das nach „high gluten flour“ verlangt und ich erst mal keine Ahnung hatte was das bedeutet. 👍

  5. Hallo Elle,
    Wunderbare Aufklärung 😄
    Ich hatte/ und habe eigentlich auch immer noch das gleiche Problem in Irland.
    Ich komme aus Deutschland und bin daher die Typenbezeichnung gewohnt.
    Ich backe mein Sauerteigbrot immer selber und benutze dafür Weizen 1050 oder 830 und Roggen 1150….
    Entsprechendes habe ich hier noch nicht gefunden.
    Abgesehen davon ist Roggen schon eher schwierig zu bekommen. Wir wohnen sehr ländlich 😄.
    Bisher habe ich nur Roggenvollkornmehl im Bioladen und SuperValu gefunden.
    Online habe ich „nativ rye flour“ gefunden- allerdings „out of stock“ …. In der Erklärung steht…used for pastry, scones or cakes….

    • Danke Dir 🙏 . Ach Irland. Da möchte ich auch mal wieder hin 😊. Mit 18 habe ich mal in Schottland in einem Hotel gejobbt. Das war auch klasse. Liebe Grüße Elle 💕

  6. Liebe Elle
    Danke für deinen super tollen Artikel, der Nordamerikanische & Deutsche Mehlsorten im Vergleich aufstellt. Das kommt mir in meiner multikulturellen Realität sehr gelegen. Auch da ich erst soeben lerne Brot zu backen.
    Mir ist etwas unklar. Ich dachte immer Dinkel und Roggen seien gluten-niedrig, weshalb es immer als gesündere Option angeboten wird. Kannst du mir hierbei ein bisschen weiter helfen. In deinem Artikel steht Type 405 hat niedriges Gluten-Gehalt. Weiter unten steht Dinkelmehl 630 wird in Deutschland oft anstelle von Type 405 verwendet, da es einen hohen Gluten-Gehalt hat. Ich verstehe hier die Verbindung, die gemacht wurde nicht ganz. Weshalb macht man das? Ich freue mich auf deine Antwort.

    • Danke Dir für Deine Frage. Dinkelmehl hat eine sensible Glutenstruktur, deshalb ist es leichter zu verdauen als herkömmliches Weizenmehl. Das gilt vor allem für Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit. Ich verwende fast nur Dinkelmehl statt Weizenmehl. Aber beim Mischen muß man vorsichtig sein, denn wenn es übermixt wird wird die Glutenstruktur zerstört. Und wenn man Weizenmehl mischt, wird das Gluten verstärkt. Ich hoffe, das hilft Dir :-). Liebe Grüße Elle

  7. Hallo Elle,
    lieben Dank für deinen aufschlussreichen Artikel!
    Ich denke, ich werde ein paar meiner Rezepte nochmal ein wenig feintunen müssen, in Bezug auf die Mehlsorte. 🙂

    Liebe Grüße
    Nancy von Kochtheke

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein