Bio ist in. Die Supermärkte setzen voll auf den Trend, weil die Verbraucher gewillt sind, für Bio-Produkte mehr Geld auszugeben. Das eine grüne Verpackung noch lange nicht Bio ist, ist wohl allen klar. Deswegen helfen einem ja die Bio-Siegel auf der Verpackung. Doch was bedeuten die einzelnen Logos? Es gibt in Deutschland schon 40 Bio-Label. Es lohnt sich also, sich etwas näher damit zu beschäftigen.
Bio ist nicht gleich gesünder
Selbst die Frage, welche Motivation hinter dem Kauf von Bio-Ware steht ist schon spannend. Der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Bernhard Watzl vom Institut für Physiologie und Biochemie der Ernährung in Karlsruhe erzählt in Geo-Kompakt zum Thema Bio, dass Bio-Lebensmittel nicht automatisch gesünder sind, also herkömmliche Ware. Das liegt daran, dass die EU-Normen für konventionell erzeugte Lebensmittel schon klare Vorgaben geben, so dass keine gesundheitsschädliche Ware ins Regal kommt. Ist Bio also nur ein Marketing-Gag? Auf keinen Fall! Denn die Siegel geben Auskunft darüber, welchen Kontrollen ein Lebensmittel unterliegt. Und diese Vorgaben gehen deutlich weiter als die der EU. Das heißt aber nicht automatisch, dass ich mich mit Bio gesünder ernähre als wenn ich ein Produkt ohne Siegel kaufe. Wer sich gesund ernähren möchte, der sollte zuallererst frische und gesunde Lebensmittel in den Einkaufkorb legen. Ob mit oder ohne Bio-Siegel. Die Rezepte dafür gibt es ja bei Elle Republic.
Warum dann Bio?
Klare Antwort: weil die Umwelt und damit auch die Menschen profitieren. Produkte mit Bio-Siegel werden umweltverträglich und nachhaltig hergestellt. Und wenn es dann doch Fleisch sein soll, ist ein Siegel auch der Hinweis darauf, dass die Tiere nicht leiden mussten. Also nicht in engen, stickigen Ställen gehalten werden oder unter großem Leid geschlachtet werden. Neulich gab es bei einem Freund Weißwurst und er hat deutlich darauf hingewiesen, dass die Wurst von glücklichen Kühen stammt. Ich habe dann gesagt, dass die sicher glücklich sind, weil die Wurst ja aus Schwein gemacht wird. Haha!
Welche Informationen gibt ein Bio-Siegel?
Jetzt wird es etwas komplizierter. Denn man muss drei Arten von Bio-Label unterscheiden. Die einen wie Bioland, Demeter oder Naturland werden von unabhängigen Anbauverbänden vergeben. Deren Siegel bekommen nur Hersteller, die sich besonders strengen Vorgaben unterwerfen. Dann gibt es noch die staatlichen Siegel der EU, die die Mindestvorgaben regeln. Die liegen dementsprechend unterhalb der Vorgaben der Anbauverbände. Und zuletzt gibt es die Bio-Marken, die der Handel selber eingeführt hat.
Also Händler wie Alnatura, aber auch REWE oder NETTO. Das kann dazu führen, dass ein Produkt sogar bis zu drei Siegel gleichzeitig auf der Verpackung hat. Also zum Beispiel Produkte von Demeter, die es bei Alnatura zu kaufen gibt und auch noch das EU-Siegel haben. Und dann gibt es noch die Siegel für Fische. Für Fisch aus Zuchten sind dies die Siegel von Bioland und Naturland sowie vom ASC (Aquaculture Stewardship Council) bei Verwendung gentechnikfreier Futtermittel. Bei Wildfisch gibt das MSC-Siegel einen Hinweis auf nachhaltige Fischerei. Na seid Ihr verwirrt? Deswegen dachte ich mir, ich mache mal eine schöne Übersicht, die Ihr Euch an den Kühlschrank hängen könnt.
So, jetzt könnt Ihr Einkaufen gehen. Und ich glaube, Ihr werdet noch konzentrierter auf die Siegel achten als bisher. Lasst es Euch schmecken!
es ist so interessant
Danke Dir. Liebe Grüße Elle
Liebe Elle,
leider enthält die Siegelübersicht gravierende inhaltliche Fehler. 580 Masthühner pro Quadratmeter kann doch in keiner Weise stimmen! Hier sollte nicht Quadratmeter, sondern Hektar gemeint sein. Aber auch das ist nicht die volle Wahrheit. Ein EU-Öko-zertifizierter landwirtschaftlicher Betrieb muss beispielsweise für 580 Masthühner min. 1 ha Betriebsfläche vorweisen können um die anfallenden tierischen Exkremente als Dünger ausbringen zu können. Das heißt aber nicht, dass 580 Hühner auch 1 ha Platz zum Bewegen, Picken, Scharren und Rumflattern haben. Bei Öko-Betrieben haben 6 Hühner 1 qm Stallfläche Platz plus 4 qm Auslauffläche pro Huhn. Das ist sehr viel weniger (aber immer noch deutlich mehr als bei konventioneller Geflügelzucht mit 9 Hühner pro Quadratmeter ohne Auslauf.) Bei Schweinen, Rindern, etc verhält sich das alles entsprechend, nur mit anderen Zahlen.
Lieber Dirk, vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine Aufmerksamkeit. Das muß natürlich pro bewirtschafteten Hektar heißen. Ich habe es sofort geändert. Klasse, dass Du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Und Deine Erklärung bringt es auch nochmal sehr gut auf den Punkt. Ich freue mich, dass ich so aufmerksame Leser habe 🙂 Liebe Grüße Elle
guter artikel!
auch wir hatten uns schon mal über bio-zertifizierung gedanken gemacht:
https://kaffawildkaffee.blogspot.com/2015/03/wie-nachhaltig-ist-discounter-bio.html
Danke. Ich finde Euren Artikel über nachhaltigen Kaffeeanbau auch spannend. Liebe Grüße Elle