Farm-to-Fridge: Der nächste gesunde Food-Trend

Farm-to-Fridge ist ein Trend, der vor 6 Jahren in den USA gestartet ist. Wie so häufig dauert es ein paar Jahre, bis so eine Entwicklung auch bei uns ankommt. Doch jetzt gibt es auch hier immer mehr Anbieter, die frische Landwirtschafts-Produkte direkt vom Bauern zu uns nach Hause bringen. Von der Biokiste bis zu Crowdfarming gibt es spannende Unternehmen, die es uns erleichtern, uns gesund zu ernähren und die Umwelt zu schonen.

Farm-to-Fridge ist gar nicht so neu

Denn wer Elle Republic aufmerksam liest, der weiß, dass ich, wie so viele andere, jede Woche mindestens einmal auf dem Markt bin, um frische, saisonale und regionale Produkte zu kaufen. Doch was ist jetzt so neu an Farm to Fridge? Da ist vor allem die Tatsache, dass sich bei uns die Bauern selber darum kümmern müssen, ihre Produkte an den Endkonsumenten zu verkaufen. Entweder sie gehen damit auf den Markt oder sie betreiben einen eigenen Hofladen. Doch leider hat nicht jeder Bauer die Zeit oder die finanziellen Möglichkeiten auf dem Wochenmarkt zu verkaufen. Und auch wir finden nicht immer die Zeit, um unter der Woche auf den Markt zu gehen oder extra zu einem Hofladen zu fahren. Deswegen gibt es jetzt immer mehr Anbieter, die Online-Technologie und Landwirtschaft miteinander verbinden. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat diesen Anbietern einen richtigen Push gegeben. Wer, wie ich, schon länger die Biokiste vor die Tür geliefert bekommt, der weiß wovon ich spreche. Und jetzt scheint es auch so zu sein, dass diese Anbieter aus ihrem Nischendasein herauskommen und von so bekannten Marken wie Frischepost Gesellschaft bekommen.

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Der Hype um Frischepost

Den Online-Hofladen haben die beiden Gründerinnen Eva und Jule bereits 2015 gestartet. Die beiden Frauen haben einen landwirtschaftlichen Hintergrund, den sie mit Start-Up-Erfahrung und einer wirtschaftlichen Ausbildung verbunden haben. Nachdem sie in den letzten Jahren hauptsächlich Unternehmen mit frischer Ware direkt vom Hof beliefert haben, brachte ihnen die Corona-Krise viele neue Privatkunden. Die Alternative für den zentralisierten Lebensmitteleinzelhandel ist so populär wie nie. Über ein Franchise-System, das die regionale Anbindung garantiert, sind die bunten E-Autos von Frischepost mittlerweile nicht nur in Hamburg, sondern auch in Rhein-Main, Berlin, München und Köln auf der Straße zu sehen. Und das Wachstum nimmt kein Ende, da praktisch jedes Jahr neue Investoren einsteigen. Zuletzt war das der Social-Fond Bonventure, der mit einer 7-stelligen Summe dabei ist. Damit müssen die Gründerinnen die große Konkurrenz der Lieferdienste von REWE, Amazon & Co. nicht fürchten.

E-Food ist das neue Schlagwort

Neben den Lieferdiensten der großen Einzelhändler, den Start-Ups wie Frischepost und den Hofläden der Bauern selber, gibt es noch viele weitere Lieferdienste, die die Produkte vom Bauern direkt nach Hause bringen. Alle gemeinsam haben den Online-Shop. Doch der große Unterschied liegt in der Herkunft der Ware. Während die großen Einzelhandelsketten die gleichen Produkte wie in ihren Supermärkten liefern, geht es bei Farm-to-Fridge darum, saisonale und regionale Produkte zu liefern. Denn nur dann können wir auch von gesunder Ernährung sprechen.

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Farm-to-Table oder Farm-to-Fork – Was ist der Unterschied?

Die Farm-to-Table-Bewegung bezeichnet die Belieferung von Restaurants, Kantinen (auch und vor allem in Schulen) oder Cafeterias mit regionalem und saisonalem Essen direkt vom Bauern. Ihren Ursprung hat die soziale Bewegung in Kalifornien, als die ersten Restaurants diese Philosophie umsetzten. Mittlerweile gibt es richtige Restaurant-Führer, die die Restaurants auflisten, bei denen die Karte mit ausschließlich regionalem Essen bestückt ist. Und das erklärt auch die Herkunft der Farm-to-Fridge-Entwicklung. Nur dass hier die Lebensmittel nach Hause, praktisch direkt in den Kühlschrank geliefert werden.

Farm-to-Fork ist der Überbegriff für alle diese Entwicklungen. Also die Produkte vom Bauern ohne Umwege bis zur Gabel zu bringen. Mittlerweile hat auch die EU eine offizielle „Farm to Fork“-Strategie für nachhaltige Lebensmittelsysteme verabschiedet. Diese Strategie geht noch weiter und soll die Landwirtschaft inklusive der Tierschutzverordnung reformieren. Das begrüßt vor allem die Slow Food-Bewegung, die große Teile dieser Strategie schon seit langem fordert. Doch jetzt scheint etwas in Bewegung zu kommen.

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Crowdfarming aus Spanien

Tja, es tut mir leid, aber wenn es um Trends geht, dann jagt ein englisches Schlagwort das andere. Genauso ist es mit Crowdfarming. Wobei es sich dabei nicht um einen Trend, sondern um ein spanisches Unternehmen handelt. Die jungen Orangenbauern aus der Region Valencia haben aus der Not eine Tugend gemacht. Da sie unter starkem Preisdruck der Händler ein neues System eingeführt haben. Sie beliefern jetzt den Endkonsumenten direkt nach Hause. Das bedeutet, man bekommt die Orangen innerhalb weniger Tage vom Baum in Spanien nach Hause in Deutschland geliefert. Frischer geht fast nicht. Und vor allem enthalten die Früchte dann noch alle wichtigen Nährstoffe, die sie auf dem Umweg über mehrere Händler verlieren.

Das Modell ist so erfolgreich, dass die spanischen Crowdfarmer jetzt auch andere Lebensmittel wie Avocados, Kiwis oder Mangos anbieten. Außerdem bieten sie die Möglichkeit, einen Baum zu adoptieren. Auf der Website können die „Adoptiveltern“ ihrem Baum beim Wachsen zuschauen. Die Philosophie der Crowdfarmer ist auf deren Website zu finden: „Lebensmittel direkt beim Erzeuger zu kaufen, ist die bedeutendste Alltagshandlung, die jeder durchführen kann, um eine positive soziale und umweltfreundliche Wirkung zu erzielen.“

Food Waste vermeiden

Der große Vorteil für die Umwelt besteht darin, dass entsprechend der Nachfrage geliefert wird. So vermeiden die findigen Spanier Food Waste, also Lebensmittel, die weggeworfen werden bevor sie verzehrt werden. Denn mittlerweile werden in Europa pro Jahr 100 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. Das entspricht einem Drittel der Gesamtproduktion. Unter dem Begriff Zero Waste hat sich auch dazu ein Trend gebildet, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Mittlerweile hat auch die EU einige Initiativen angestoßen, um das Problem zu minimieren. Doch Food Waste und Zero Waste beginnt schon in der Küche. Dabei ist es einfach, mit wenigen kleinen Änderungen den anfallenden Müll schon in der Küche zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren.

Das beginnt mit dem richtigen Kühlschrank, der die Lebensdauer der Lebensmittel deutlich verlängert bis hin zu Kisten in denen Obst und Gemüse richtig gelagert wird. Dazu kommt noch das Thema, Müll generell zu vermeiden. Mittlerweile gibt es zum Beispiel immer mehr Unverpackt-Läden.

Und nachdem ich auch beim REWE die erste Holzzahnbürste gesehen habe, war klar, dass auch die großen Supermärkte ganz langsam umschwenken. Natürlich könnten die beim Thema ‚Plastik vermeiden‘ noch viel mehr leisten. Aber der Anfang ist gemacht.

Viele Vorteile von Farm-to-Fridge

Das ich diese Entwicklung insgesamt sehr begrüße und warum auch die Landwirtschaft dringend neue Ansätze braucht könnt Ihr auch in meinem Beitrag und Video über einen nachhaltigen Bauernhof in Hamburg sehen. Außerdem bin ich schon lange ein Fan der Wochenmärkte und der Biokiste, da nur dort die Lebensmittel auch wirklich frisch und voller Nährstoffe sind. Und mit diesem Einkaufsverhalten stärke ich nicht nur die Anbieter regionaler Produkte, sondern bekomme auch frische Ware, um saisonal kochen zu können. Das schont die Umwelt, da lange Transportwege entfallen und natürlich ist das die Grundlage für eine gesunde Ernährung. Habt Ihr noch weitere Tipps für eine gesunde und klimafreundliche Ernährung? Ich freue mich über jeden Kommentar von Euch.

Mehr zum Thema nachhaltige Ernährung

Wenn Ihr über diese Entwicklung zu nachhaltiger Ernährung lesen wollt, dann empfehle ich Euch diese Bücher:

  1. Simply living well: Einfach, natürlich, low waste – Ideensammlung für ein besseres Leben.


Klimafreundliches Kochen und Leben: Julia Watkins gibt in ihrem Buch Tipps, wie der Übergang zu einem Lebensstil mit weniger Verschwendung möglich ist.

2. Speiseräume: Die Ernährungswende beginnt in der Stadt

Nachhaltige Lebensmittelversorgung in der Stadt: Dr. Philipp Stierand erzählt über die Ansätze einer nachhaltigen Lebensmittelversorgung von morgen, in Städten und auf dem Land.

3. Genial lokal: So kommt die Ernährungswende in Bewegung: Mit einem Leitfaden zur Gründung von Ernährungsräten

Die Ernährungswende “von unten”: Valentin Thurn, Gundula Oertel und Christine Pohl zeigen anhand internationaler und lokaler Beispiele, wie entschlossen und erfolgreich diese die Ernährungswende von unten in Gang bringen.

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2 Kommentare

  1. Wahnsinnig spannendes Interview. Sympathische junge Leute, die die Landwirtschaft neu denken und angehen. Und das fühlt sich so gut und richtig an. Ich hoffe, es gibt viele Nachahmer und weiter bewusste Konsumenten, die die Wertschätzung für die Arbeit und das Produkt/ Lebensmittel haben. Und bereit sind sich so zu ernähren.

    • Danke Dir. Das freut mich sehr, dass Dir das Interview so gut gefallen hat. Ich durfte ja deren Gemüse probieren und muss sagen, es schmeckt sensationell! Liebe Grüße Elle

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